Grimmige Fuchsgeschichten aus dem Böhmischen Prater

Ein Bericht von der ersten Wiener Fuchsjagd seit Jahren, die auf Wiener Boden stattfand1

11 Uhr – leichter Nieselregen, eine schummrige Atmosphäre über dem Gelän­de, jedoch eine Aufge­regtheit lag in der kühlen, feuchten Atemluft. „Um Himmels willen“, jaulte er quer durch den Laaer Wald, und hinter ei­nem Dickicht funkte er schon wie wild auf dem Band zitternd sei­ne Morsesigna­le „M-O-E“ hinaus in die Weiten des ehe­maligen Zie­geleigeländes bis in den Osten hinüber wo sich die Löwy­grube be­findet.

Es war der Einserfuchs, der nichtsahnend dort ausharrte und seine fünf Kollegen um Hilfe rief. Ganz schön töricht, dass ausgerechnet der Fuchs in der Nähe des Treffpunkts von sage und schreibe 16 Fuchsjägern umkreist wurde. Mit ei­ner 7-Meter-Drahtan­tenne versehen fühlte er sich ge­nauso unwohl wie Tom OE1TKT, der drei Stunden vorher bei mäßigem Niederschlag die mitge­brachten Füchse auf Position gebracht hatte. Der Großteil des Geländes war nur zu Fuß er­reichbar, da im Laaer Wald das Fahrradfahren nicht er­laubt ist. Desto interessanter war dadurch die Fuchs­jagd, galt es immer auch einen Zugang ins durch Zäune abgesperrte Gebiet zu erlangen. Vor allem zwei Füch­se berichteten im Nachhinein, dass so mancher Fuchsjäger verwundert vor ei­nem Zaun stand und das Bakensignal doch hinter dem Zaun hervorquoll – eine Qual. Also galt es für den einen oder anderen ein paar Meter mehr zu ge­hen oder zu laufen, denn es waren wie geplant zwei Wertungs­gruppen unterwegs: eine Gruppe Läu­fer auf der flinken Tour und zahlreiche Geher im ge­mütlichen Spaziertrott.

Für viele Teilnehmer war dies der allererste Wettbewerb, motiviert durch den gemeinsamen Peiler­aufbau im Clubheim in der Eisvogelgasse waren viele Neugeräte im Einsatz. Jan, Matthias OE1MXC, als auch Hermann OE1HEF schraubten zu Beginn sogar noch an den Innereien Ihrer Peilempfänger herum, um das letzte Quäntchen herauszuholen.

Die erste Startgruppe mit Landesleiter Roland OE1RSA und Karin OE1SKC sowie Rainer OE1KIS waren bereits den Füchsen auf der Spur. Die anderen Gruppen, meist auf zwei Personen aufgeteilt, mussten noch abwarten und starteten dann jeweils im 5-Minuten-Intervall. Gut, dass das Vorpeilen bei diesem Bewerb erlaubt war. Jeder hatte ausreichend Zeit und nützte diese zum Einzeichnen der Peilstrahlen in die Landkarte.

In der Praxis war das Vor-Rückwärts-Peilen, bzw. das Zuschalten der elektrischen Antenne für manche nicht ganz so ersichtlich wie es die Theorie erklärt. Beim 80-Meter-Empfänger und der üblichen Ferritstabanten­ne entspricht die Abhängigkeit der Empfindlichkeit vom Einfallswinkel die einer Achtercharakteristik (Antennendiagramm). Mit dem Zuschalten der elektrischen Stabantenne wird diese Komponente mit dem Signal der Ferritstabantenne überlagert und es entsteht eine Hypernieren­charakteristik (Hypercar­dioid) des Peilempfängers. Bei den ersten Versuchen im Funkpeilen kann der Vorgang zur Richtungsbestimmung oftmals daneben gehen, auch erfahrene Läufer tappen manchmal noch in die Falle und laufen in die um 180° falsche Richtung.

Allerdings standen uns erfahrene Läufer wie der am weitesten aus Kumberg bei Graz angereiste Alexander OE6GRD, Reinhard OE3NSC und Karl OE3KAB für etwaige Fragen und Erprobungen zur Verfügung. Vom Veranstalter Tom OE1TKT erhielt man jedoch auf Fragen, ob etwa der Vierer­fuchs im Nord­westen oder im Südosten zu suchen sei oder ob es klüger wäre, den Dreierfuchs als Ersten zu neh­men, keinerlei Auskünfte.

Da zu Beginn Karl OE3KAB auf Elias (11-jähriger Sohn von Andreas OE1ADS und XYL Connie) einen dermaßen kompetenten Eindruck hinterließ, wechselte Elias just von der Geher- zur Läu­fer-Gruppe und schloss sich Karl beim Sprinten an. Wer dann wen beim Rennen antrieb, das bleibt uns ein Geheimnis.

Andreas OE1ADS lief außertourlich mit, das heißt: voll bestückt mit seiner Filmkamera und einer Steadicam-Halterung, die er sich wie ein wackerer Ritter um den Oberkörper schnallte. Die Kamera hatte er wetterfest und vor Regen geschützt eingepackt und hielt viele Sequenzen des Wettbewerbs leibhaftig für einen gelungenen ARDF-Film fest: http://youtu.be/7E8znLhxSOc.

Nicht nur alle Füchse mussten dem nassen Gelände trotzen, auch einiges an Schuhwerk hielt dem feuchten Wald- und Wiesenwegen nicht ganz stand. Yuliya, die zusammen mit Jan (beide SWL) im Gelände die Füchse aufspürte, hatte diesbezüglich eine besonders hohe Affinität zu Wasser.

Schlußendlich kamen alle begeistert wieder beim Zielfuchs an und überreichten glücklich die abgezwickten Laufkarten, welche die Besuche bei den Füchsen bestätigten. Unsere beinahe professionellen Fuchsjäger Reinhard OE3NSC, Alexander OE6GRD und Attila OE1LTS erreichten beim Lauf die ersten drei Plätze – Gratulation!

Etwas Neues und ganz Besonderes gab es bei dieser Veranstaltung für den oder die Schnellste(n) aus dem Wiener Landesverband: Tom OE1TKT stellte einen Wanderpokal in Form eines Stofftiers zur Ver­fügung, ein Exemplar aus der Serie Yomiko Classics von der Firma Russ Berrie aus den USA. Eine runde Medaille ziert diesen Fuchs und der Name sowie das Rufzeichen des jeweiligen Gewinners wird bis zur nächsten Fuchsjagd-Veranstaltung eingraviert. Welch ein Zufall, Jan (Sohn von Tom OE1TKT) erhielt diesen Wanderpokal bei der Siegerehrung! Somit braucht dieses Tierchen seinen Fuchsbau derzeit nicht wirklich verlassen und bleibt bis voraussichtlich 1. Mai in der Familie.

Einen ganz herzlichen Dank ergeht an die beiden Sponsoren der Pokale für die Erstgereihten: Franz, OE1AOA, Point Elektronik und Frau Jost, Bankhaus Krentschker in Wien/Graz.

Ein ganz gemütlicher Ausklang im Gasthof „Zum Werkelmann“ im Böhmischen Prater rundete die geglückte Veranstal­tung ab, nur den Füchsen wurde der „Saft“ abgedreht und diese dürfen erst wieder bei der nächsten Fuchsjagd frei gelassen werden.

Bis bald, Euer Tom OE1TKT

1Laut Aufzeichnungen war die erste Wiener Fuchsjagd (Österreichische Meisterschaft) am 3. und 4. 10.1964. Der genaue Austragungsort ist nicht bekannt. Auch am 19.5.1966 wurde von OE1 auf dem 80- und 2-Meterband eine Fuchsjagd veranstaltet. Der letzte Bewerb in Wien fand am 30.5.1975 statt. Quelle: OE6GC